Praxisbericht über die Behandlung von Fräskopfwürmern

1. Ausgangssituation
Bei Routinekontrollen wurden an zwei Agassi-Zwergbuntbarschen (Apistogramma agassizii, 1 Männchen und 1 Weibchen) „rote Fäden“, die aus dem After hängen, beobachtete. Ebenso war eine Vergrößerung des Afters zu erkennen. Nach Recherchen ergab die Diagnose, dass es sich um Fräskopfwürmer (Nematoden, Gattung Camallanus sp.) handelt. Die Weibchen scheiden Larven aus. Wenn man die abgetöteten Weibchen unter ein Mikroskop legt, kann man zu hunderten die lebenden Larven im Körper sehen. Die Larven bewegen sich im ganzen Körper des Weibchens. Bei einer Verletzung des toten Körpers können diese ins Aquarium gelangen. Das folgende Bild stellt eine makroskopische Zeichnung von einem abgestorbenen Wurm dar (man merkt das ich kein Künstler bin).



"Das Kunstwerk"

Der folgende Link zeigt unteranderem Filmaufnahmen von meinem befallenen Agassizi-Zwergbuntbarsch.  Filmliste


2. Behandlungsmaßnahmen
Die vorgesehene Behandlung wurde in zwei Teilen durchgeführt:

  1. Wurmkur über den Gesamtbestand aller Fische im befallenen Becken. Hierbei handelte es sich um ein Gesellschaftsbecken mit 17 Roten Neons, 6 Otocinclus macrospilus, 3 ausgewachsenen und 11 jungen A. agassizii.
  2. Desinfektion des fischleeren Gesellschaftsbeckens

So sah das eingerichtete Quarantänebecken aus



3. Vorbereitungen
Benötigte Medikamente (alle rezeptpflichtig):

  1. Wirkstoff Levamisol im Medikament Concurat–L 10%, 10 Beutel zu 7,5 g, ein Beutel enthält 750 mg Levamisol (ca. 22 €)
  2. Wirkstoff Flubendazol im Medikament Flubenol easy, 6 Kautabletten für Hunde, 1 Tablette enthält 220 mg Flubendazol (ca. 12 €)
  3. Lösungsmittel Dimethylsulfoxid (DSMO), dient zum Auflösen der Kautabletten (100 ml ca. 8 €)
  4. lebende Rote Mückenlarven

Für die Behandlung der Fische wurden diese aus dem Gesellschaftsbecken (123 L) in ein Quarantänebecken (54 L), das zuvor eingefahren wurde, umgesetzt. Da der Aufenthalt im Quarantänebecken mindestens für 8 Wochen vorgesehen war, wurde es mit Bodengrund, einer Steinpyramide, einer kleinen Zwergschwertpflanze und einer Kokosnussschale mit Javamoos ausgestattet. Sauerstoff wurde die ganze Zeit mit einem Sprudler zugeführt. Die Fische wurden ca. 2 Wochen im Quarantänebecken eingewöhnt. Das Becken habe ich bewusst dunkel gehalten, um so Stress durch den notgedrungenen Überbesatz vorzubeugen.


4. Behandlung
4.1 Wurmkur durch Medizinalfutter

Behandelt wird der gesamte Fischbestand mit Medizinalfutter. Dieses wird aus lebenden roten Mückenlarven und dem Medikament Concurat hergestellt. Dazu wurde in einem Liter Wasser ein halber Beutel Concurat aufgelöst (375 mg Wirkstoff Levamisol). Die Mückenlarven vorher mit Leitungswasser spülen und anschließend in das Wasser mit dem gelösten Concurat gegeben. Die Mückenlarven sollten frisch sein und aktiv. So ist eine Aufnahme des Medikaments gut gewährleistet. Nach Absterben der ersten Mückenlarven (kann über eine Stunde dauern) portionsweise einfrieren. In der Literatur steht, die gerade abgestorbenen bzw. benommenen Würmer zu verfüttern und den Rest einzufrieren. Ich neige dazu, immer alle Würmer einzufrieren und dann mit den gefrosteten Würmern zu füttern. So können sich eventuell in Sicherheit gebrachte Würmer nicht als Zwischenwirte fungieren. Gefüttert werden ausschließlich diese Mückenlarven 2 x am Tag und das 5 Tage. Diese Behandlung muss nach einem Monat wiederholt werden. Eine Nulldiät zwei bis drei Tage vor der Behandlung sowie zwei bis drei Tage nach der Behandlung wäre ratsam.

Ich habe beim ersten Mal die Mückenlarven zu kurz in der Lösung gelassen (ca. eine halbe Stunde), trotzdem verfütterte ich sie alle. Beim Weibchen konnte ich schon nach ca. 4 Tagen keine Würmer mehr erkennen, ebenso war eine Vergrößerung des Afters nicht mehr zu erkennen. Bei dem Männchen konnte jedoch noch keine Besserung beobachtet werden. Beim zweiten Mal ließ ich die Mückenlarven ca. 1 ½ Stunden in der Lösung. Diese verfütterte ich gleich im Anschluss weiter. Nach ca. 2 Tagen konnte ich beim Männchen eine scheinbare Besserung erkennen. Der After war nicht mehr so groß, obwohl noch Würmer zu erkennen waren. Nach der Behandlung (5 Tage) konnte ich mehrere Würmer (ca. 4), die ausgeschieden wurden, sehen. Trotzdem blieb mindestens ein Wurm übrig. Das Weibchen konnte schon jetzt als geheilt betrachtet werden. Ich entschloss mich das A.-Männchen zu separieren und nach einer Woche ohne Nahrung die Kur bei ihm allein fortzusetzen. Nach dem vierten Behandlungstag wurde ein Wurm ausgeschieden. Ich gehe davon aus, dass das Männchen jetzt von allen Würmern befreit war. Bisher konnte ich keine weiteren Würmer feststellen. Der andere Fischbestand verblieb im Quarantänebecken und wurde mit dem üblichen Futter gefüttert. Ich empfehle jedoch, sparsam zu füttern. Zum einem wurde während der Behandlung sehr eiweißreich gefüttert und zum anderem soll ja nach vier Wochen eine Nachbehandlung durchgeführt werden. Zwei Wochen nach der separaten Behandlung des A. Männchen konnte kein Befall mehr festgestellt werden. Ohne Probleme verlief die Nachbehandlung.


4.2 Desinfektion des Beckens

Für 100 Liter Aquariumwasser benötigt man 200 mg Wirkstoff Flubendazol (ca. eine Tablette). Die Tablette(n) zu Pulver zerreiben und in 5-10 ml angewärmten DSMO (Wasserbad, Heizung) auflösen. Das ganze gleichmäßig im AQ verteilen und bei guter Durchlüftung 2-3 Tage wirken lassen. Anschließend ein Teilwasserwechsel zu 50 %. Nach 4-5 Tagen mehrmals wiederholen. Ich habe es viermal durchgeführt. Nach der letzten Medikamentzugabe und dem letzten Teilwasserwechsel sollte mit Aktivkohle bei guter Durchlüftung gefiltert werden.

Das Becken habe ich gleichzeitig einer Dunkelkur gegen Algen unterzogen. Da ich keine Schnecken, außer einer Apfelschnecke (AS), im Becken habe, kann ich nicht sagen, ob diese überleben. Die AS ist 2 Tage bevor die Behandlung erfolgte gestorben. In der Literatur steht, dass Schnecken diese Behandlung nicht überleben.


5. Zusammenfassung

Die Entwurmung der befallenen Fische stellt keine Probleme dar. Die Apistogrammas sowie die Otocinclen sollen laut Literatur empfindlich auf Medikamente reagieren, doch bei mir konnte ich keine Probleme erkennen. Wichtig war meiner Meinung nach, bei der von mir durchgeführten Behandlung, dass ich diese in einem extra Becken durchgeführt habe. Gerade die Apistogramma-Arten sollen ja recht empfindlich auf den Einsatz von Medikamenten reagieren. Nach Beendigung der Desinfektion des Gesellschaftsbeckens konnte ich eine explosionsartige Vermehrung von Algen feststellen. Ebenso eine starke Verschlechterung des Wassers. Ich denke, dass dies mit den anderen Inhaltsstoffen im Flubenol easy zusammenhängt. Ich entschloss mich, das Becken neu einzurichten. Auf Grund dieser Erfahrung würde ich bei einen erneuten Auftreten der Fräsköpfe das Becken sofort neu einrichten, so dass nach Beendigung der Wurmkur das Becken zeitgleich neu eingefahren ist.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Desinfektion mit Congurat direkt. Von vielen habe ich gehört das es kein Problem sein soll. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, Levamisol als reinen Wirkstoff zu bekommen. In diesem Fall kann sowohl Medizinalfutter als auch eine Badekur im befallenem Becken durchgeführt werden.
Außerdem habe ich im Internet folgendes Medikament gefunden, das nicht rezeptpflichtig ist.
NEMATOL®
Zu der Wirksamkeit kann ich leider nicht sagen, da es neu auf dem Markt ist.


Hier einige Links:
Aquarium Blog - Timo Prünte
Nematoden
Renate Rhusmanns Seiten (Behandlung Fräskopfwürmer)
Fräskopfwürmer in 900 Liter
Behandlung Fräskopfwürmer


Ich hoffe, dass ich Einigen helfen konnte. Bei Fragen könnt ihr mich jederzeit kontaktieren. E-Mail